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5 Tage bei der Tour de l`Ain - Tagebuch und Bildergalerie vom Urlaub eines Radsportfans
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16.08.2010

5 Tage bei der Tour de l`Ain - Tagebuch und Bildergalerie vom Urlaub eines Radsportfans

Info: Bildergalerie
Info: Tour de l`Ain (2.1) | Bildergalerien von Christine Kroth | Alle Bildergalerien
Autor: Christine Kroth (Cofitine)



Es ist eines dieser kleineren Rennen, die ich aber sehr liebe, weil sie die Vielfalt des Radsports darstellen und einen Kontrast bieten zu den großen Rennen. Die Tour de l’Ain im Südosten Frankreichs ist bei den Zuschauern aber nicht minder beliebt. Zwar kommt man sich als “Ausländer” doch etwas wie ein Exot vor, denn es sind neben einigen Fans aus Belgien und der Schweiz überwiegend französische Fans da, aber auch das macht ein wenig den Charme dieses Rennens aus.

Ich habe dieses Jahr meinen Sommerurlaub genutzt, um diesem Rennen einen Besuch abzustatten und diese Atmosphäre zu genießen. Nachdem ich vor zwei Jahren schon mal hier gewesen bin, habe ich mich besonders darauf gefreut!


Zur Bildergalerie der Tour de l'Ain


LiVE-Radsport Userin Christine Kroth (Cofitine) besucht in dieser Saison wieder einige Rennen und bringt uns ihre Eindrücke und Fotos mit. Seid auch Ihr an einem Rennen dabei und wollt davon berichten oder habt Fotos gemacht? Dann meldet Euch doch über unser Kontakt-Formular!


Dienstag, 10.08.10 - Prolog in Ambérieu-en-Bugey

Da der Prolog erst um 17.30 Uhr beginnen sollte, bin ich erst am frühen Nachmittag angereist. Ich habe mich auf einem Campingplatz in Pont d’Ain einquartiert. Der Ort ist ein idealer Ausgangpunkt für das Rennen.
Der Prolog wird im nur 10km entfernten Ambérieu-en-Bugey ausgetragen. Ich habe extra mein Rennrad mitgenommen um die kurze Strecke mit einer kleinen Radtour verbinden zu können.
Nachdem ich mich von der Anreise erholt hatte, richte ich mich ein, um mit dem Rad hinüber zu fahren. Ausgestattet mit meiner Kamera, genug Getränken und gekleidet im LiVE-Radsport-Trikot will ich mich auf den Weg machen. Vor der Abreise hatte ich mich vergewissert, ob mit meinem Velo alles in Ordnung ist. Als ich jetzt los will stelle ich entsetzt fest, dass ich einen Platten habe. In größter Hektik versuche ich zuerst den Hinterreifen aufzupumpen, aber vergeblich! Mir läuft die Zeit davon und ich hab nur noch eine Wahl - umziehen und ab ins Auto!
Ich bin ziemlich angefressen, hatte ich mich doch so auf diese Tour gefreut!

Zum Glück finde ich schnell einen Parkplatz und kann auch noch die Fahrer beobachten, wie sie den 3km langen Kurs besichtigen. Ich versorge mich mit den nötigen Informationen, kann eine Liste mit den Startzeiten ergattern und sehe mich im Fahrerlager um. Dann platziere ich mich ca. 100 Meter vorm Ziel, wo ein Ordner die Begleitfahrzeuge ausleitet. Ein guter Platz! Aber es ist irgendwie nicht mein Tag und so werde ich nun wieder hektisch als die ersten Aufnahmen nichts werden. Nun endgültig genervt teste ich ungeduldig verschiedene Einstellungen an meiner Kamera durch. Was aber nichts bringt. Weiterhin gelingt es mir nur vereinzelt, gute Fotos zu machen!
Aber nicht nur ich scheine keinen guten Tag zu haben. Auch der Franzose Arnaud Coyot hat wohl nicht seinen besten Tag erwischt und biegt ins Fahrerlager ab, statt geradeaus ins Ziel zu fahren. Er hat wohl die Zeichen des Ordners falsch gedeutet. Der Aufschrei unter den Zuschauern ist natürlich entsprechend groß! Der Caisse-d’-Epargne-Fahrer findet zwar wieder auf den rechten Weg, doch so hatte er sich das sicher nicht vorgestellt.

Nach dem Rennen gehe ich nochmal durch Fahrerlager, wo mir der Sieger, Zubeldia, knapp entwischt! Ich mache mich deshalb schnell auf den Weg zurück zum Campingplatz, wo ich mich nochmal meinem Rad widme! Wenigstens kriege ich wieder Luft in den Reifen und habe somit gute Hoffnungen für den morgigen Tag!

Weitere Links:
=> Zum Resultat Tour de l`Ain - Prolog
=> Prolog der Tour de l`Ain: Nach 10 Jahren wieder ein Sieg für Haimar Zubeldia



Mittwoch, 11.08.10 - 1. Etappe Lagnieu - Saint-Vulbas

Als der Reifen am Morgen immer noch keine Luft verloren hat bin ich mir sicher, dass es am Ventil liegt und pumpe nochmal kräftig auf. Aber es geht nur eine gewisse Menge Luft in den Reifen! Aber es wird schon gehen!
Also werfe ich mich wieder in die volle Radmontur, wild entschlossen, heute mein LiVE-Radsport-Trikot zu präsentieren und die geplante Tour durchzuziehen.
Wirklich viel Luft ist nicht im Reifen. Nun bin ich nicht gerade schwer und mein vollbepackter Rucksack dürfte es auch nicht mehr ausgemacht haben, aber ich fahre fast auf der Felge. Okay, es ist Luft drin, aber ob das für eine knapp 60km lange Tour reicht?
Ich bin ein Sturkopf und heute lasse ich mich nicht unterkriegen! Mit Wut im Bauch fahre ich los, immer entlang der Landstraße, über eine zweispurige Nationalstraße Richtung Startort Lagnieu. Einen anderen Weg gibt es nicht, zumindest keinen direkten, Radwege Fehlanzeige! Keine Ahnung, ob ich hier hätte fahren dürfen, aber ein entsprechendes Schild habe ich nicht gesehen!
Als ich nach einer Stunde unter erschwerten Bedingungen die knapp 20km bewältigt habe bin ich mir sicher, dass man das nur machen kann, wenn man bekloppt ist! Späte Einsicht!

Teams sind noch keine da. Da ich mit meinen Radschuhen in meiner Mobilität, zumindest läuferisch, eingeschränkt bin, platziere ich mich an der Einschreibung. Dort sehe ich alle Fahrer, das ist meist eine Garantie für gute Fotos. Und gute Fotos mache ich heute auch wieder! Die Teams kommen heute gemeinsam und werden so noch von den Sprechern vorgestellt.
Danach suche ich mir einen Platz hinter dem Start um dort noch zu fotografieren, bevor ich mich auf den Weg in den Zielort Saint-Vulbas mache, der knapp 10km von Lagnieu entfernt liegt.
Aber die Hitze und der fast platte Hinterreifen machen mir das Leben so schwer, dass ich nach zwei Kilometern die Entscheidung treffe, umzukehren und mir einen Platz an der Strecke zu suchen. Es gibt an der Strecke Punkte, die näher an Pont d’Ain liegen als der Zielort, denn ich befürchte, am Abend den fast 30km langen Rückweg nicht mehr zu schaffen!

Also mache ich mich auf in Richtung des Einstiegs zur einzigen Bergwertung des Tages! Dabei muss ich natürlich noch ein Stück den Berg hoch, was ich zum Glück vorher nicht einkalkuliert hatte. Ich quäle mich im kleinsten Gang dort hoch und lasse mich erschöpft in Gras fallen. Nachdem ich nochmal einige Kräfte gesammelt habe fahre ich noch 2-3 Kilometer den Berg hoch, begleitet von den Anfeuerungen der Zuschauer an der Strecke, und setze mich dort an den Streckenrand. Mir ist alles egal jetzt!
Ich schaue mir hier das Rennen an, fotografiere, feuere an und mache mich dann auf meinen beschwerlichen Weg zurück zum Campingplatz. 53,23 Kilometer bin ich mit einem fast platten Hinterreifen gefahren und hoffe, dabei die Felge nicht ruiniert zu haben. Als ich mich von den Strapazen des heutigen Tages erholt habe und wieder klar denken kann bin ich mir sicher, dass ich nicht ganz bei Trost gewesen sein muss! Aber ich bin trotzdem stolz auf meine “Leistung”. Zumindest auf die sportliche!

Weitere Links:
=> Zum Resultat Tour de l`Ain - Etappe 1
=> Poulhies gewinnt Massensprint bei der Tour de l`Ain, Feillu reicht Platz zwei



Donnerstag, 12.08.10 - 2. Etappe Villars-les-Dombes/Les Parc des Oiseaux - Trévoux

Nachdem es in der Nacht geregnet hatte scheint am Morgen erfreulicher Weise wieder die Sonne. Mein Rad bleibt heute an einem Baum angekettet auf dem Campingplatz. Ich fahre mit dem Auto zum Start. Die Fahrt geht über die ersten Kilometer der Etappe in entgegengesetzte Richtung. Der Start ist heute in einem Vogelpark, was ich etwas befremdlich finde. Die armen Vögel!
Zuerst brauche ich einen Parkplatz, den ich praktischer Weise genau gegenüber der Einfahrt zum Parkplatz finde. Dort ist auch das Fahrerlager ausgeschildert.
Eigentlich dachte ich ja, dass alles auf diesem Parkplatz stattfinden würde, aber als ich mich auf die Suche nach der Einschreibung mache muss ich feststellen, dass man diese in den Park verlegt hat. Und dafür wird natürlich Eintritt verlangt! Okay, ich fahre knapp 53 Kilometer mit einem fast platten Reifen, aber ich zahle keinen Eintritt für die Einschreibung! Nein, danke!
Also bleibe ich heute im Fahrerlager.

Aber zuerst kaufe ich mir eine Zeitung. “Le Progrès” ist nicht nur die lokale Zeitung der Region, sondern auch einer der Sponsoren des Rennens, weshalb man die Zeitung am Start kaufen kann. Außerdem werden dem Rennen mehrere Seiten gewidmet. Auf diese Weise informiere ich mich erstmal über den Ausgang der gestrigen Etappe.
Als die Teams kommen laufe ich einmal durch, ergattere zufällig die Autogrammkarten von Ag2R und bin mit meiner Kamera auf der Suche nach guten Motiven. Natürlich bleibe ich lange bei Cofidis, denn seit das Team seinen Pro-Tour-Status verloren hat, bieten sich mir nicht mehr so viele Gelegenheiten, die Fahrer des Teams zu sehen.
Ich gehe aber natürlich auch zu anderen Teams. Und ich halte mich lange beim Team Vacansoleil auf, wo der aktuelle Leader des Rennens, Romain Feillu, fährt.

Als sich die Fahrer zum Start begeben suche ich mir einen Platz um eben diesen Start zu fotografieren. Auf einer Mauer habe ich optimale Sicht und zudem eine erhöhte Position, was immer einen guten Blickwinkel garantiert.
Nach dem Start mache ich mich auf den Weg zur Verpflegung! Alles liegt hier so nah zusammen, das Rennen macht meist große Schleifen. Aber heute liegt der Zielort für mich zu weit weg und so entscheide ich mich eben für die Verpflegung.
Die Strecke wird erst kurz vor der Durchfahrt des Rennens gesperrt. Sogar als die Werbekarawane kommt ist die Strecke noch frei und so rauscht ein LKW nach dem anderen an Zuschauern und Teambetreuern vorbei! Ohne Rücksicht auf Verluste!
Eigentlich ist ein Platz an der Verpflegung eine Garantie nicht nur für gute Fotos sondern auch für das eine oder andere Souvenir in Form von Flaschen, Verpflegungsbeuteln usw. Aber heute gehe ich leer aus! Schade! Dafür lasse ich auf dem Rückweg noch ein Streckenschild mitgehen. Man nimmt, was man kriegt!
Der Rest des Tages ist Entspannung! Schließlich bin ich um Urlaub!

Weitere Links:
=> Zum Resultat Tour de l`Ain - Etappe 2
=> Romain Feillu gewinnt im Gelben Trikot zweiten Sprint bei der Tour de l`Ain



Freitag, 13.08.10 - 3. Etappe Montmerle - Arbent

Die heutige Etappe lasse ich aus. Zu weit nördlich ist die Etappe gelegen und würde für mich einen zu großen Umweg bedeuten. Darauf habe ich keine Lust! Ich bin heute faul, nutze den Tag aber, um Pont d’Ain zu verlassen und nach Aix-les-Bains zu fahren, wo ich noch ein wenig meinen Urlaub am Lac du Bourget genießen kann. Zugleich ist dieser Ort ein guter Ausgangspunkt für die morgige Etappe.
Ich erkundige mich lediglich via Zeitung nach dem Ausgang der gestrigen Etappe und lege ansonsten heute einen radsportfreien Tag ein.

Weitere Links:
=> Zum Resultat Tour de l`Ain - Etappe 3
=> Sieg von Steve Morabito aberkannt, Bouet und Gallopin profitieren



Samstag, 14.08.10 - 4. Etappe Culoz - Belley

Heute startet die Etappe etwas früher als die letzten Tage weshalb ich schon früh auf den Beinen bin, meine Siebensachen zusammenpacke und mich auf den Weg nach Coloz mache.
Dieser Ort ist, nebenbei erwähnt, der Heimatort des neuen Europameisters im 100-Meter-Sprint der Leichtathletik, Christophe Lemaitre, was man im Ort nicht übersehen kann. Denn hier ist man stolz auf den berühmten Einwohner!
Im Zielort Belley ist ein anderer Sportler zuhause. Der fährt hier auch mit, heißt Maxime Bouet, fährt fürs Team Ag2R und hat, wie ich der Zeitung entnehmen kann, gestern die Etappe gewonnen! Seine Fans sind nicht zu übersehen, sie verteilen fleißig Fähnchen mit der Aufschrift “Allez Max” und wo der junge Franzose auch auftaucht ist der Jubel grenzenlos! Mir gefällt das! Ich glaub, der gute Max hat in dieser Woche einen neuen Fan gewonnen - mich!
Noch dazu fährt auch bei Cofidis ein Fahrer, der hier aus der Region kommt. Mickael Buffaz hat aber nicht ganz so eifrige Fans wie sein junger Kollege, wird aber nicht minder frenetisch bejubelt!
Und beide Fahrer geben jeden Tag fleißig Interviews und genießen ihre Popularität.

Aus der Zeitung erfahre ich auch, dass Cofidis nun in Person von Tony Gallopin den neuen Leader in ihren Reihen hat, was mich fast umhaut! Damit hatte ich nicht gerechnet! Auch wenn ich das Drama um Steve Morabito sehr bedauere!
Ich platziere mich wieder an der Einschreibung und überlege, wie ich den weiteren Verlauf des Tages gestalten werde. Soeben habe ich nämlich erfahren, dass der Weg zum Grand Colombier gesperrt ist. Das passt mir nun gar nicht!
Aber erstmal verfolge ich die Einschreibung und lasse dabei meine Kamera wieder heiß laufen! Dann noch auf einen kurzen Sprung ins Fahrerlager bevor ich mir wieder einen Platz suche, um den Start zu fotografieren.

Mein Auto steht an der 20-km-Marke vor dem Ziel und ich überlege ob ich dort bleiben soll. Es fahren gerade die Fahrer des Cyclo-Sportiv-Rennens vorbei, also die Starter des Jedermannrennens. Die sind also schon über den Berg drüber. Auf der Rückseite der Zeitung ist groß der Streckenplan abgedruckt und ich entdecke auf der Landkarte einen Schleichweg. Ich folge der Strecke Richtung Ziel und biege dann ab. Über kleine, schmale, holprige Sträßchen geht es hinauf. Schließlich komme ich problemlos auf die Strecke und auch ein Schild weist die Passstraße als “offen” aus. Na also, geht doch!
Die Steigung hat es in sich. Die Straße ist steil, schmal, der Asphalt rau und holprig. Aber die Aussicht ist grandios! Die Fahrer werden nichts davon haben! Ich aber auch nicht als ich oben angekommen bin und mich erstmal gestärkt habe. Denn es ist Nebel aufgezogen. Auf dem Pass des 1505 Meter hoch gelegenen Grand Colombier ist es ziemlich kalt, so dass ich mich dick einmummele und mir dann einen Platz am Anstieg, ca. 100 Meter unterhalb der Bergwertung suche.

Man sieht die Fahrer nicht, man hört nur die Anfeuerungen der Zuschauer in den Kehren zuvor und weiß, dass jetzt Fahrer kommen. Sie kommen einzeln oder in kleinen Grüppchen und man sieht ihnen die Qualen deutlich an. Ein brutal schweres Finale dieses Rennens, aber sicher ein Höhepunkt für die vielen Zuschauer hier oben. Hier oben ist die Hölle los!
Als ich mich auf den Heimweg mache weiß ich noch nicht, wer sich von dieser Hölle im Etappenziel in den Radsporthimmel katapultiert hat.
Ich jedenfalls fand dieses Rennen himmlisch!

Weitere Links:
=> Zum Resultat Tour de l`Ain - Etappe 4
=> Poels gewinnt letzte Etappe, Zubeldia mit 0,2 Sekunden Vorsprung die Gesamtwertung





Tour de l`Ain - 1. Etappe - das Hauptfeld am Anstieg zum Col de Fay
Tour de l`Ain - 1. Etappe - das Hauptfeld am Anstieg zum Col de Fay

Tour de l`Ain - Prolog - David Moncoutie und Remy Di Gregorio bei der Streckenbesichtigung
Tour de l`Ain - Prolog - David Moncoutie und Remy Di Gregorio bei der Streckenbesichtigung

Tour de l`Ain - Prolog - Dmitriy Muravyev
Tour de l`Ain - Prolog - Dmitriy Muravyev

Tour de l`Ain - Prolog - Lokalmatador Maxime Bouet
Tour de l`Ain - Prolog - Lokalmatador Maxime Bouet


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